In unserer Schule hatten die 9. und 10. Klassen die Möglichkeit, an einem Dorfprojekt mitzumachen. Jede Klasse ist in ein ungarndeutsches Dorf gefahren. Unsere Klasse war in Wemend/Véménd in der Branau. Wemend ist u. a. für seine Lebkuchenbäckerin Frau Teréz Nagy geborene Engel bekannt. „Teri néni hat diesen Beruf, den sie alleine im Dorf ausübt, von ihrem Onkel erlernt. Sie ist schon Rentnerin, aber sie arbeitet noch immer, weil sie ihre Arbeit gerne macht. Teri néni hat uns in ihrer Werkstatt empfangen und gezeigt, wie sie arbeitet. Sie hat jetzt einen Gasofen, aber früher benutzte sie einen richtigen Backofen. Sie arbeitet noch mit traditionellen Formen. Die Mädchen bekamen früher von ihren Pateneltern eine Puppe oder ein Herz aus Lebkuchen geschenkt. In der Mundart heißt es „Lezelder Poppe“. Die Jungen bekamen ein Lebkuchenpferd „Letzelderross“ genannt.
Teri néni hat schon viele Auszeichnungen und Preise bekommen. Sie war sehr freundlich und zeigte uns, wie man Lebkuchen bäckt. Wie es eben so üblich ist, haben alle Lebkuchenbäcker ein eigenes Geheimrezept. In ihrem Fall ist es auch so. Ich fand es am interessantesten, wie sie erklärt hat, dass alles von den Zutaten abhängt. Es ist nicht egal, mit welchem Mehl oder Honig sie arbeitet. Aus drei verschiedenen Teigen knetet sie mit Hilfe einer Maschine eine Masse. Sie kann schon am Teig fühlen, ob er gut gelungen ist. Dann rollt sie den Teig mit einem Stab aus und schneidet die Muster aus dem Teig. Danach legt sie die Lebkuchen auf ein Blech und schiebt sie in den Ofen rein. Die Backzeit dauert nicht lang. Sie schaut nicht auf die Uhr, sondern riecht es, wann die Lebkuchen gebacken sind. Dann nimmt sie das Blech aus dem Ofen und die Lebkuchen müssen auskühlen. Sie werden in einem Korb aufbewahrt, sie müssen aber noch kandiert und eingepackt werden. Bei dem Schmücken konnten wir leider nicht dabei sein. Wir bekamen auch eine Kostprobe, die sehr lecker war. Eine Sorte ist mit Marmelade gefüllt, die besonders gut schmeckt.
Sie verkauft ihre Ware selbst, jeden Samstag ist sie auf dem Wochenmarkt in Baja zu finden. Sie nimmt auch an verschiedenen Festen und Kirmesfeiern teil, wenn sie eingeladen wird. Teri néni arbeitet alleine, sie hat keine Angestellte. Ihre Kinder und ihr Mann helfen bei ihrer Tätigkeit. Sie muss sehr früh aufstehen und bis Nachmittag oder Abend arbeiten. Im Sommer ist es in der Werkstatt sehr warm, sie kann keine Klimaanlage belnutzen, weil dann der Teig schlecht wird.
Ich fand es sehr interessant, wie sie diese harte Arbeit mit Herz und Seele macht. Meiner Meinung nach sind die handgemachten Lebkuchen viel besser als diejenigen, die mit Maschinen gemacht werden.
Unsere Klasse hat auch das Dorfmuseum besichtigt. Das Museum ist in einem Langhaus, wo man gut sehen kann, wie die Menschen früher gelebt haben und ihr Alltag ausgesehen hat. Für die Familien war die Selbstversorgung charakteristisch, sie hatten alles selbst hergestellt. In den reicheren Familien waren die Zimmerwände bemalt und die Gegenstände schöner verziert. Wenn das junge Paar geheiratet hat, bekam es eine Truhe, auf der die Anfangsbuchstaaben ihrer Namen und das Datum der Hochzeit standen. Diese Truhe war schön mit Hand bemalt und geschmückt. das Geld und die Schätze der Familie wurden in den seitlichen Fächern der Truhe aufbewahrt. Ich finde diese Truhen sehr schön, sie gefallen mir, weil sie auch praktisch sind. Meine Familie besitzt auch so eine Haolztruhe und seitdem ich in diesem Museum war, weiß ich wie viel diese Truhe für eine Familie bedeuten kann. das fand ich am besten in diesem Heimatmuseum.
Nach dem Mittagessen besichtigten wir die Kirche und den Friedhof. Dort fanden wir alte Gräber mit deutschsprachigen Inschriften. Ich habe es merkwürdig gefunden, dass einige Grabschteine blau oder grün gefärbt waren. Wir waren noch in dem Altersheim, wo wir von älteren Leuten auch die Wemender Mundart gehört haben.
Wir fanden dieses Projekt sehr interessant und sind froh, dass wir dabei sein konnten.
Melinda und NoémiSzél
Ungarndeutsches
Bildungszentru